Neben einer ausführlichen Sicherheitsausstattung (um die es letztens schon ging) ist für jeden Mini eine ziemlich ausführliche Bordapotheke Pflicht wobei es eine Variante für küstennahe Regatten und eine für küstenferne Regatten gibt.
Unter den 54 Artikeln finden sich neben Sonnencreme und Wund- und Heilsalben auch ziemlich starke Schmerzmittel, Antibiotika und Ausstattung zum Nähen von Wunden, optional auch ein Kit zum Füllen von Zähnen (wie es Bernard Stamm auch schon in der Vendée Globe benutzt hat (siehe oben).
Die ganze Ausstattung kostet ca 400-500€ und da ein guter Teil der Medikamente verschreibungspflichtig ist müssen jedes Jahr ca. 1/4 der Sachen erneuert werden.
Mein Medi Kit ist nach den verschiedenen “Bereichen” (Trauma,Verbrennungen,Antibiotika&Schmerzmittel,etc.) in farbigen sog. Modultaschen sortiert damit ich auch bei Hektik schnell die richtigen Dinge griffbereit habe.
Wen’s interessiert, die vorgeschriebene Ausstattung der Bordapotheke findet sich
hier.
Und für alle deren medizinischer Wortschatz ähnlich schlecht wie meiner ist gibt’s hier meine Variante mit den entsprechenden deutschen Bezeichnungen.
Nach dem Runden der Tonne vor Les Sables d’Olonne kreuzten wir am Wind und ich musste zusehen wie mich eine Pogo2 in Höhe als auch Speed versägte, ratlos fuhr ich mein eigenes Ding. Ich wusste dass der Wind wieder rechts drehen würde und ich einen Anlieger auf Belle Île bekommen würde also versuchte ich mich einigermaßen rechts bei der Linie zu halten und gegen Mitternacht am Sonntag kam der Dreher. Auf dem folgenden Reachkurs funktionierte der Autopilot wieder recht gut und ich konnte mich ein paar Mal aufs Ohr legen. Meine Speed war gut und ich machte einige Meilen auf die Boote vor mir gut und überholte auch die Pogo2 wieder.
Montag früh passierten wir Belle Île und konnten einen Anlieger am Wind auf die Nordspitze der Île de Groix fahren. Ich war dabei im hinteren Drittel einer Gruppe von ca. 15 Booten was zur Motivation beitrug sich hier nicht zu blöd anzustellen.
Die Île de Groix rundeten wir schließlich Montag Mittag und fuhren direkt in die Flaute in der der Großteil des Feldes bereits eingeparkt hatte.
Das wäre eine Chance gewesen sich noch einmal richtig zu verbessern aber ich fuhr zu nah unter Land und musste drei Boote passieren lassen die ich danach mühsam wieder unter großem Spi einsammeln musste als der Wind zurückkehrte.
Der große Spi blieb oben bis wir die Ile de Houat querab hatten, da drehte der Wind abrupt und wir reachten unter Jib bis wir endlich in die Bucht von Pornichet abbiegen konnten und kämpften uns am Wind gegen 25 Knoten Wind in Richtung Ziel.
“…sicher keine Zeit zum Ausruhen oder in Ruhe etwas Essen…”, so beschrieb Björn die Situation von aussen und man könnte es nicht besser formulieren. Mit dem Feld vor und hinter mir brauchte ich weder GPS noch Karte um den Weg zum Ziel zu finden, wie auf einer Perlenschnur waren die Boote aufgereiht.
Auf den letzten vier Meilen schaffte es die Nacira 781 mich klassisch zu überholen: Überlappung in Lee hergestellt, ausgeluvt, überholt, in Luv positioniert.
Dadurch überholte mich auch wieder besagte Pogo2 599 mit der ich mich bereits seit Les Sables d’Olonne beharkte. Als wir noch einmal zwei Wenden einlegen mussten um die Einfahrt in die Bucht von Pornichet zu kriegen war er zwei Bootslängen vorne und ich angespornt, da ging noch was!
Wir passierten die Einfahrt und fuhren nun auf die hell beleuchtete Strandpromenade zu. Wir musste noch einmal wenden um endlich die Ziellinie anliegen zu können.
Ich wusste dass bei diesem Wind ungerefft jede Wende Zeit kostet und fuhr lange auf den Strand zu bis ich die Brandung deutlich sehen konnte. “Vergeig die Wende nicht” ermahnte ich mich selbst, dann drehte ich durch den Wind. Die 599, ca. 5 Bootslängen in Luv, wendete ebenfalls sofort doch er bekam das Vorsegel nicht sofort dicht und ich rutschte durch.
Mit 25 Sekunden Vorsprung ging ich schließlich nach 2 Tagen, 11 Stunden 50 Minuten und 40 Sekunden als 22. von 37 gestarteten Serienbooten über die Linie.
Das Feld war sehr kompakt dieses Jahr, zu einem Top-Ten Platz fehlte eine Stunde und ohne Training und einen nicht optimalen Autopiloten ist das für mich ein Ergebnis auf dem man aufbauen kann.
Weiter geht’s am 20. Mai mit dem 500sm solo Rennen “Mini en Mai”.
Es ist ca. eine Woche her seit ich die Ziellinie des Pornichet Select 6.50 überfahren habe und komme nun endlich dazu mal aufzuschreiben wie das Rennen lief.
Bevor ich damit beginne aber erstmal einen herzlichen Dank an Björn Freels der euch so hervorragend mit Infos hier im Blog versorgt hat während ich unterwegs war. Ich fand’s super mir die Artikel im Nachhinein durchzulesen und zu sehen wie gut er sich in die Situation im Rennen reinversetzen konnte (kein Wunder nebenbei, er hat die ja alle schon gesegelt).
Nun aber zum Rennen. Meine Vorbereitungen liefen in der Woche vor dem Start recht gut so dass ich mir den Freitag komplett für die Vorbereitung der Navigation “freinehmen” und ein schönes Roadbook erstellen konnte.
Samstag dann um 7 aufgestanden, gefrühstückt, das letzte Wetter abgeholt und zum Morgen-Briefing gegangen, dann wurden wir auch schon rausgeschleppt.
Die Zeit vor dem Start verbrachte ich damit noch einmal den scheinbaren Windwinkel zu kalibrieren, was zu Essen und den Spi vorzubereiten, ausserdem musste noch mein Satellitentracker getauscht werden.
10 Minuten vor dem geplanten Start schlief der Wind komplett ein und mit etwas Verspätung starteten wir dann etwas hektisch mit einem Downwind-Start. Ich kam recht gut über die Linie und auf dem folgenden “Bananen”-Kurs entlang des Strands in Pornichet war ich in den Top 10 unterwegs.
Als wir die Ansteuerungstonnen der Bucht hinter uns gelassen hatten begann nun eine Kreuz an der Küste entlang nach Westen bei dem mein Autopilot sich höchst seltsam verhielt und mehrfach selbständig wendete. Als Grund stellte sich heraus dass die Logge (der Sensor der die Geschwindigkeit durchs Wasser misst) defekt war denn sie zeigte Werte zwischen -12 und +20 Knoten an. Das führte dazu dass der Pilot nicht wusste wie viel Ruder er legen sollte bzw. glaubte der Pilot beim vermeintlichen Rückwärtsfahren auch das Ruder entgegengesetzt legen zu müssen.
Nach einigen Stunden “Rock-Hopping” entlang der Küste stand nun die Frage an wann man den Absprung in Richtung Belle Île macht und ich entschied mich weder für die erste Gruppe noch die zweite sondern wagte allein den Weg was sich nicht auszahlte wie sich zeigte als sich die Boote südlich von Houat wieder begegneten.
Im Kanal zwischen der Île de Quiberon und Belle Île positionierte mich auf der falschen Seite des Drehers und wurde nach hinten durchgereicht. Die Tatsache dass ich aufgrund des Autopiloten keine Code0 setzen konnte half hier auch nicht direkt.
Nach Birvideaux wurde der große Spi gezogen und wir machten uns auf den Weg nach Süden.
Weil der Wind direkt von hinten kam war Kreuzen vor dem Wind angesagt und ich machte erstmal einen Schlag nach draußen um später auf Belle Île zuzuhalsen.
Auch bei diesen Bedingungen funktionierte der Autopilot leidlich so dass ich von Hand steuerte bis wir Belle Île hinter uns liessen.
Morgens um halb drei Uhr am Sonntag spitzte der Wind an und ich musste auf die Code 5 wechseln. Als ich endlich den großen Spi herunterbekommen hatte saß ich im Cockpit und war frustriert: mit diesem Autopiloten würde das Rennen qualvoll werden.
Ich ging zum x-ten Mal die Konfiguration des NKE Systems an Bord durch bis ich endlich die Option fand um den Piloten auf das GPS umzustellen. Damit verlässt sich der Pilot nicht mehr auf den kaputten Sensor sondern auf die Geschwindigkeit die er vom GPS gemeldet bekommt. Das ist zwar ziemlich träge aber immerhin.
Endlich hatte ich wieder einen einigermaßen funktionierenden Piloten der zwar vor dem Wind immer noch nicht zuverlässig war aber wenigstens am Wind und beim Reachen relativ gut steuerte.
Durch den langen Segelwechsel und die Technikprobleme hatte ich zwar ca. 2 Meilen auf die Gruppe vor mir verloren aber nun war Druck im Schiff und während das Boot mit ca. 6 Knoten in Richtung Ile d’Yeu fuhr konnte ich mich ein wenig schlafen legen…
Fortsetzung folgt
Chris dürfte auf der Zielkreuz nach Pornichet nun kurz vor dem Ziel sein. Und vermutlich völlig am Ende. Denn wenn man sich das Ranking von 19:30 ansieht, liegen 10 Boote etwa gleich auf, und Chris ist mittendrin. D.h. volle Konzentration und sicher keine Zeit zum Ausruhen oder in Ruhe etwas Essen. Denn wer will sich nach zweieinhalb Tagen schon auf den letzten Metern noch überholen lassen? Der Zieldurchgang bei Pornichet ist relativ eng zwischen etlichen Felsen. In der Dunkelheit wird es bei dem dichten Feld dort hoch hergehen. Hoffentlich ohne späten Bruch!