In fünf Tagen beginnt das nächste Rennen für mich: das “Mini en Mai”, veranstaltet von der SNT in La Trinité sur Mer.
Das Boot hatte ich nach dem Pornichet Select direkt hierher überführt daher ist es jetzt einigermaßen grün am Unterwasserschiff. Daher ist neben einigen anderen ToDos in den nächsten Tagen Tauchen angesagt um Rumpf und Kiel vom Algenschleim zu befreien.
Ansonsten hab ich heute von nke die reparierte Logge abgeholt die grandioserweise auf Garantie und daher kostenlos repariert wurde.
Auch mein Funkgerät was bei der Überführung nach La Trinité den Geist aufgegeben hatte wurde von ICOM zwischenzeitlich repariert und funktioniert wieder hervorragend.
Neben den Arbeiten am Boot nimmt natürlich die Navi-Vorbereitung des Rennens wieder einige Zeit in Anspruch, dieses Mal sogar mehr als sonst denn es gibt drei mögliche Strecken von denen wir noch nicht wissen welche es werden wird.
Die erste und wahrscheinlichste Option ist:
Aus der Bucht von La Trinité heraus geht’s nach Nordwesten an den Îles de Glenans und dem Point de Penmarc’h vorbei, durch den Raz de Seine bis zu einer Fahrwassertonne vor Brest, dann nach Südwesten außen an der Île de Sein vorbei wo wir dann wieder Kurs nach Südosten nehmen um eine Fahrwassertonne vor Bordeaux zu runden. Nach der Tonne geht es wieder nach Norden bis vor La Rochelle wo wir der Île de Ré die Parade abnehmen und unter der Brücke hindurchsegeln, anschließend geht es dann direkt zurück nach La Trinité.
Die andere Option spart sich das Tiden-Gate Raz de Seine und jagt uns stattdessen um die Ile de Groix, hinab südlich der Belle Île um dann hoch zum Point de Penmarc’h zu gehen, der Rest der Strecke wäre dann gleich.
Die dritte Option ist eine Art Transgascogne bei dem wir nach Süden zu einer Tonne vor der spanischen Küste fahren.
In Anbetracht dieser Optionen hat die Regattaleitung uns eine Vielzahl von Karten auferlegt die wir dabei haben müssen und im Hafen kann man reges Karten wälzen beobachten und ein “c’est une catastrophe” flüstern hören.
Im Lauf des Wochenendes sollten wir erfahren welche Option es wird, bis dahin werde ich noch fleissig Seekarten lesen und mein Roadbook so gut es eben geht vorbereiten.
Nach dem Runden der Tonne vor Les Sables d’Olonne kreuzten wir am Wind und ich musste zusehen wie mich eine Pogo2 in Höhe als auch Speed versägte, ratlos fuhr ich mein eigenes Ding. Ich wusste dass der Wind wieder rechts drehen würde und ich einen Anlieger auf Belle Île bekommen würde also versuchte ich mich einigermaßen rechts bei der Linie zu halten und gegen Mitternacht am Sonntag kam der Dreher. Auf dem folgenden Reachkurs funktionierte der Autopilot wieder recht gut und ich konnte mich ein paar Mal aufs Ohr legen. Meine Speed war gut und ich machte einige Meilen auf die Boote vor mir gut und überholte auch die Pogo2 wieder.
Montag früh passierten wir Belle Île und konnten einen Anlieger am Wind auf die Nordspitze der Île de Groix fahren. Ich war dabei im hinteren Drittel einer Gruppe von ca. 15 Booten was zur Motivation beitrug sich hier nicht zu blöd anzustellen.
Die Île de Groix rundeten wir schließlich Montag Mittag und fuhren direkt in die Flaute in der der Großteil des Feldes bereits eingeparkt hatte.
Das wäre eine Chance gewesen sich noch einmal richtig zu verbessern aber ich fuhr zu nah unter Land und musste drei Boote passieren lassen die ich danach mühsam wieder unter großem Spi einsammeln musste als der Wind zurückkehrte.
Der große Spi blieb oben bis wir die Ile de Houat querab hatten, da drehte der Wind abrupt und wir reachten unter Jib bis wir endlich in die Bucht von Pornichet abbiegen konnten und kämpften uns am Wind gegen 25 Knoten Wind in Richtung Ziel.
“…sicher keine Zeit zum Ausruhen oder in Ruhe etwas Essen…”, so beschrieb Björn die Situation von aussen und man könnte es nicht besser formulieren. Mit dem Feld vor und hinter mir brauchte ich weder GPS noch Karte um den Weg zum Ziel zu finden, wie auf einer Perlenschnur waren die Boote aufgereiht.
Auf den letzten vier Meilen schaffte es die Nacira 781 mich klassisch zu überholen: Überlappung in Lee hergestellt, ausgeluvt, überholt, in Luv positioniert.
Dadurch überholte mich auch wieder besagte Pogo2 599 mit der ich mich bereits seit Les Sables d’Olonne beharkte. Als wir noch einmal zwei Wenden einlegen mussten um die Einfahrt in die Bucht von Pornichet zu kriegen war er zwei Bootslängen vorne und ich angespornt, da ging noch was!
Wir passierten die Einfahrt und fuhren nun auf die hell beleuchtete Strandpromenade zu. Wir musste noch einmal wenden um endlich die Ziellinie anliegen zu können.
Ich wusste dass bei diesem Wind ungerefft jede Wende Zeit kostet und fuhr lange auf den Strand zu bis ich die Brandung deutlich sehen konnte. “Vergeig die Wende nicht” ermahnte ich mich selbst, dann drehte ich durch den Wind. Die 599, ca. 5 Bootslängen in Luv, wendete ebenfalls sofort doch er bekam das Vorsegel nicht sofort dicht und ich rutschte durch.
Mit 25 Sekunden Vorsprung ging ich schließlich nach 2 Tagen, 11 Stunden 50 Minuten und 40 Sekunden als 22. von 37 gestarteten Serienbooten über die Linie.
Das Feld war sehr kompakt dieses Jahr, zu einem Top-Ten Platz fehlte eine Stunde und ohne Training und einen nicht optimalen Autopiloten ist das für mich ein Ergebnis auf dem man aufbauen kann.
Weiter geht’s am 20. Mai mit dem 500sm solo Rennen “Mini en Mai”.
Chris dürfte auf der Zielkreuz nach Pornichet nun kurz vor dem Ziel sein. Und vermutlich völlig am Ende. Denn wenn man sich das Ranking von 19:30 ansieht, liegen 10 Boote etwa gleich auf, und Chris ist mittendrin. D.h. volle Konzentration und sicher keine Zeit zum Ausruhen oder in Ruhe etwas Essen. Denn wer will sich nach zweieinhalb Tagen schon auf den letzten Metern noch überholen lassen? Der Zieldurchgang bei Pornichet ist relativ eng zwischen etlichen Felsen. In der Dunkelheit wird es bei dem dichten Feld dort hoch hergehen. Hoffentlich ohne späten Bruch!
Der für heute Nacht angekündigte Winddreher ist wohl ausgeblieben, Chris hat seinen 24. Platz gehalten. Vermutlich weiter unter Code Zero auf direktem Kurs nach Belle Ile und dann Ile de Groix gab es wohl wieder kaum taktische Optionen. Das Feld ist größtenteils entsprechend dicht beieinander, immer noch. Zwei Konkurrenten von Chris liegen nur 0,1 bzw 0,2 Meilen vor ihm, da geht noch was. Bei der Rundung von der Ile de Groix droht heute Leichtwind, v.a. auf dem Rückweg auf der Nordseite zwischen Lorient und der Insel. Dort gibt es zwei Optionen: entweder dichter unter Land bei Lorient, in der Hoffnung, dass dort etwas mehr Wind ist, denn die Ile de Groix hat eine gewisse Höhe, sodass auch bei auflandigem Wind etwas Windschatten entsteht. Oder den kürzeren Weg, direkt an der Küste der Insel, der u.U. auch vom Strom etwas begünstigt sein kann.
In der Zwischenzeit segelt der Gesamtführende aus der Protoklasse, Giancarlo Pedote, sein eigenes Rennen und wird mit dem Plattbug-Mini 747 wohl bald in Pornichet ankommen. Mal sehen ob er dieses Jahr noch Konkurrenz bekommt, vielleicht ja dann wenn das Schwesterschiff an den Start geht.