Zum einjährigen Jubiläum meiner Mini Transat Teilnahme 2015 veröffentliche ich hier jeweils exakt ein Jahr danach die jeweiligen Logbucheinträge.
Sechster Tag der 1. Etappe, der 24.09.2015:
Wir befinden uns vor der portugiesischen Küste und passieren im Laufe des Tages Lissabon. Der letzte Tag war von tagsüber sehr starken Winden geprägt bei denen ich zu spät auf die Bremse getreten bin und das Essen und Ausruhen versäumt habe. Das Ergebnis ist dass ich diese Nacht viel schlafe und dabei die Performance des Bootes vernachlässige wie man an der Windstärke im Logbuch und den dazu gesetzten Segeln gut erkennen kann.
Spätestens ab 0 Uhr hätte ich wieder die Code5 setzen können. Auch der Adrena-Track (s.u.) zeigt deutlich dass ich das Boot deutlich unter der Zielgeschwindigkeit für diese Bedingungen gesegelt bin, doch der Verlust an Meilen auf die Spitze und Boote um mich herum ist massiv. Victor (599) ist bei Tagesanbruch noch 14sm hinter mir und wird am Ende des Tages 14sm vor mir liegen.
Doch der Tag ist auch versöhnlich denn es sind hervorragende Segelbedingungen in sich immer mehr stabilisierenden Passatwinden.
00:00
Wind | Seegang | Bewölkung | Luftdruck | Position | Besegelung | COG | SOG |
---|---|---|---|---|---|---|---|
N 16-20 | 2.5m | 0/8 klarer Himmel | 1017.2 | N39°56.5 / W010°03.5 | Groß(–) + Solent(-) | 212 | 6.5kn |
07:30
Wind | Seegang | Bewölkung | Luftdruck | Position | Besegelung | COG | SOG |
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N 14 | 3m | 8/8 Sc/Cn | 1018.1 | N39°18.0 / W010°33.2 | Groß(-) + Solent + Med. Spi(-) | 200 | 9.7kn |
16:21
Wind | Seegang | Bewölkung | Luftdruck | Position | Besegelung | COG | SOG |
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NNE 14 | 2-3m | 7/8 Cn | 1018.4 | N38°14.2 / W011°00.5 | Groß(-) + Solent + Big Spi | 198 | 7.1kn |
20:00
Wind | Seegang | Bewölkung | Luftdruck | Position | Besegelung | COG | SOG |
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NNE 14 | 2-3m | 8/8 Ns | 1018.8 | N37°50.2 / W011°16.7 | Groß + Solent + Big Spi | 196 | 7.5kn |
Etmal: 177sm
Zweiter Tag der 1. Etappe, dem 20.09.2015:
Die Nacht über war es recht flau und doch hat sich die Flotte in den wenigen Stunden schon deutlich auseinander gezogen. Im späteren Verlauf des Tages soll uns die erste (schwach ausgeprägte) Kaltfront erreichen, deshalb hält die Flotte im großen und ganzen nach Westen um den Wind auf der Rückseite der Front zu erreichen.
06:00
Wind | Seegang | Bewölkung | Luftdruck | Position | Besegelung | COG | SOG |
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N 1-2kn | 0.5m | 1/8 CS | 1024.8 | N47°50.7 / W005°32.6 | Groß + Big Spi | 290 | 1.9kn |
12:00
Wind | Seegang | Bewölkung | Luftdruck | Position | Besegelung | COG | SOG |
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S 5kn | 0.5m | 1/8 CS | 1024.7 | N47°46.7 / W005°46.9 | Groß + Solent | 233 | 5.0kn |
15:00
Wind | Seegang | Bewölkung | Luftdruck | Position | Besegelung | COG | SOG |
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SE 6kn | 0.5m | 7/8 CS | 1023.3 | N47°37.9 / W006°08.7 | Groß + Solent(-) + Code0 | 265 | 6.6kn |
18:00
Wind | Seegang | Bewölkung | Luftdruck | Position | Besegelung | COG | SOG |
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SE 7-9kn | 1m | 8/8 CN/CS | 1021.8 | N47°29.7 / W006°29.4 | Groß(-) + Solent(-) + Code0 | 265 | 6.6kn |
21:00
Wind | Seegang | Bewölkung | Luftdruck | Position | Besegelung | COG | SOG |
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NW/W 5kn | 1m | 8/8 ? | 1020.5 | N47°22.8 / W006°41.6 | Groß + Solent | 152 | 5.3kn |
Anmerkung: Rückblickend ist es mir ein Rätsel warum ich hier auf diesem Bug gefahren bin. Sobald der Wind wieder stabil war wäre es klüger gewesen wieder zu wenden und einen westlicheren Kurs zu fahren.
Der Herbst kommt und damit gehen bei meiner Trainingsgruppe Lorient Grand Large die Herbst-Trainings wieder los.
Die Trainings beginnen Samstags normalerweise gegen 09:30 Uhr mit einem kleinen Briefing am Steg, direkt danach geht es los d.h. das Boot liegt bereits mit eingefädeltem Groß bereit. Um circa 16 Uhr ist man dann zurück im Hafen wo man gerade das nötigste am Boot verzurren kann bevor es zum Debriefing mit Videos, Fotos und Feedback geht. Bis man nach dem Debrief das Boot aufgeklart hat ist es dann schnell 20 Uhr. Am Sonntag das gleiche wieder, allerdings geht es häufig schon um 8 Uhr los.
Die einzelnen Wochenenden bauen auf einander auf und sind ein Mix aus Speedtests, Manöverübungen (Wende- oder Halsenduelle), Spaßrennen (wie das beliebte Spiel wer es in 20 Minuten am häufigsten schafft die rollbare Code 0 anzuschlagen, auszurollen, 2 Minuten zu segeln, einzurollen, abzubauen und ins Cockpit zu tragen) sowie am Ende des Tages meistens eine Regatta um einige Tonnen zurück in den Hafen.
Im Oktober liefen zwei Wochenenden im doublehanded-Modus bei denen der Focus hauptsächlich auf dem Segeltrimm lag wobei der Trainer Tanguy Leglatin immer wieder Feedback auf dem Wasser gibt um den perfekten Trimm zu finden und dann per Markierungen auf den Schoten, Fotos, etc. reproduzierbar zu machen, das letzte und kommende Wochenende sind nun Einhand-Trainings bei denen es hauptsächlich darum geht die Manöver zu optimieren.
Letzten Samstag hatten wir dazu recht sportliche Bedingungen, aus dem Atlantik kam eine recht beeindruckende Welle und dazu einen Wind der von Anfangs 12 Knoten zwischendurch auf 28 Knoten zunahm, sich dann aber bei knapp über 20 Knoten einpendelte.
Dabei fuhren wir einen sehr langen Am-Wind Speedtest gegen die Welle bei dem mit vorheriger Ansage des Trainers gewendet werden musste.
Es war wirklich interessant zu sehen wieviel man durch eine gute Wende gewinnen bzw. durch eine schlechte unmittelbar verlieren kann.
Anschließend nahm der Wind stark zu und unter gerefftem Groß und gereffter Fock versuchten wir die beliebte Code0-Übung (s.o.) zu machen. Die stellte sich bei dem böigen Wind und einer Bootsgeschwindigkeit schon ohne das Rollsegel von 9kn als durchaus sportlich heraus, noch dazu zickten einige Autopiloten und so musste man nebenbei noch aufpassen nicht in die Trainingskollegen hinein zu rauschen.
Als meine Code0 endlich gesetzt war segelte ich meine 2 Minuten, stellte dann aber Fest dass sich die Roll-Leine aus dem Furler gearbeitet hatte und sich das Segel dadurch nicht mehr einrollen ließ.
Die Übung war damit für mich vorbei und ich hatte meine liebe Mühe das immerhin knapp 30qm große Laminatsegel im Cockpit zu bergen.
Ich machte mich auf den Rückweg in Richtung Île de Groix/Lorient wo mich die Trainingsgruppe bald bei der nächsten Übung unter Code5 einholte und wir rauschten mit 12-16 Knoten unter dem kleinsten Spi zurück in Richtung Lorient.
Der Sonntag war hingegen absolutes Kontrastprogramm. War die Ausfahrt aus Lorient noch ein spannendes Unterfangen als unsere immerhin aus 12 Booten bestehende Flotte unter großem Spi aus der Bucht heraus halste so war der Wind ab dem Ausgang des südlichen Fahrwassers wie ausgeschaltet. Grund war ein Tiefdruckgebiet in dessen Zentrum wir uns befanden. Beeindruckende Wolkengebilde zeigten sich am Horizont, über uns aber blauer Himmel und kein Windhauch.
Gute 2 Stunden versuchten wir daraufhin unter Code0 (die Rollanlage hatte ich mittlerweile repariert), Code5, großem Spi und jeder anderen erdenklichen Segelkombination irgendwie vorwärts zu kommen, dann drehten wir gegen 14 Uhr ab in Richtung Lorient wo ein kleiner Windhauch gerade lange genug dauerte um uns in Richtung Hafen zu pusten.
Für morgen ist wieder wenig Wind angesagt, mal schauen wie das so wird.
Am 7. Juni bin ich von Lorient aus auf meinen 1000 Seemeilen-Qualifier aufgebrochen der mir noch für meine erfolgreiche Qualifikation für das Azorenrennen fehlt.
Um 14 Uhr verließ ich Lorient bei strahlendem Sonnenschein und bei achterlichen Winden ging es gut voran. Gegen Mitternacht konnte ich den Raz de Sein bei mitlaufendem Strom durchfahren und im Morgengrauen passierte ich bereits die Insel Ouessant am Rand des Ärmelkanals.
Bei südlichen Winden zwischen 10 und 18 Knoten liefen wir unter Spinnaker hervorragend (zeitweise 10kn im Schnitt) und machten ordentlich Meilen in Richtung Land’s End gut als ca. 30sm südöstlich von Land’s End die Probleme anfingen: zunächst ging meine Logge wieder kaputt (wie bereits im Pornichet Select obwohl ich anschließend die Sensoren hatte überprüfen und vermeintlich reparieren lassen) so dass ich unter Ersatz-Autopilot weiterfuhr.
Als ich dann einem Fischerboot ausweichen musste und an Deck kam holte das Boot in einer Welle stark über, lief aus dem Ruder, ich verlor das Gleichgewicht, knickte um und fiel dann mit dem Rücken auf die Lee-Winsch.
Unter starken Schmerzen versuchte ich noch eine Stunde lang weiter zu fahren, musste dann aber einsehen dass ich mich kaum bewegen konnte und drehte schließlich um.
Da ich die Qualifikation nicht geschafft habe ist der Plan das Azorenrennen dieses Jahr mitzufahren erstmal in Gefahr.
Wie es für dieses Jahr weitergeht steht noch nicht fest.