So ziemlich das schlimmste was einem als Einhandsegler passieren kann ist über Bord zu fallen während man unterwegs ist.
Verhindern kann man es eigentlich nur indem man sich richtig verhält (z.B. nicht über Bord pinkeln) und sich entsprechend sichert.
Das mache ich mittels an Deck befestigten Lifelines (zu deutsch “Strecktaue”) und einem Lifebelt.
Die Lifelines sind Gurtbänder (Gurtbänder empfehlen sich weil sie unter dem Fuss nicht rollen) die möglichst mittig an Deck gespannt sein sollten und zwar so dass man vom Cockpit aus durchgehend gesichert ist wenn man nach vorne geht.
Der Lifebelt ist einfach eine Leine mit zwei Karabinern an den Enden die an meiner Rettungsweste befestigt ist. Mit den Karabinern kann man sich dann in die Lifeline an Deck einklinken und ist somit fest mit dem Boot verbunden.
Weil die Lifelines im Heck bei mir relativ weit aussen verlaufen gibt es außerdem einen Metallbeschlag (“Padeye”) im Cockpit in den ich mich einpicken kann wenn ich von unter Deck komme oder im Cockpit sitze.
Wenn man in die Lifelines eingepickt ist sollte man idealerweise gar nicht in der Lage sein über Bord zu fallen weil die Leine einen auf Höhe des Seezauns festhält, sollte man das trotzdem schaffen bleibt man aber wenigstens mit dem Boot verbunden.
Da ist dann die Frage wie man wieder an Bord kommt bzw. Hilfe holt.
Um wieder an Bord zu kommen ist am Heck meines Bootes zunächst mal eine Dyneema-Leine befestigt in die man sich mit den Armen einhaken kann und auf die man sich außerdem knien kann um wieder an Bord zu gelangen. Zudem ist eine Notleiter in Form einer kleinen Strickleiter am Heck eingebaut die ich aus dem Rumpf herausziehen kann. Mit einem der zwei am Heck befestigten Messer kann ich auch das Lashing des Seezauns durchtrennen.
Sollte ich in wider Erwarten keine Verbindung zum Boot haben, sind dann noch zwei elektronische Helfer dabei:
NKE Remote
Zur Steuerung des NKE Autopiloten trage ich auf See eigentlich immer die Fernbedienung um den Hals. Sobald ich alleine bin aktiviere ich am Autopiloten eine Sicherheitsfunktion bei der das Boot regelmäßig überprüft ob es die Fernbedienung noch erreichen kann. Sollte der Kontakt abbrechen (die Reichweite liegt bei ca. 30m) würde das Boot sich automatisch in den Wind stellen und versuchen auf diese Weise anzuhalten.
Selbst wenn es dabei wahrscheinlich schneller driftet als eine über Bord gefallene Person und man daher nicht unbedingt wieder zum Boot zurückschwimmen kann so markiert das Boot wenigstens grob die Stelle wo man über Bord gegangen ist und erregt mit den schlagenden Segeln Aufmerksamkeit.
PLB
Die andere Sicherheitsmaßnahme technischer Natur ist eine persönliche Satellitenfunkbake, genannt PLB (Personal Locator Beacon) die ich immer bei mir trage.
Dieser Sender, von der Größe her etwa mit einem Handy der Vor-Smartphone-Ära vergleichbar, sendet wenn er manuell ausgelöst wird ein Notsignal mit der aktuellen Position welches vom COSPAR/SARSAT Satellitensystem aufgefangen wird und automatisch eine Rettungskette auslöst.
Am allerbesten ist es aber es gar nicht so weit kommen zu lassen.
Neben einer ausführlichen Sicherheitsausstattung (um die es letztens schon ging) ist für jeden Mini eine ziemlich ausführliche Bordapotheke Pflicht wobei es eine Variante für küstennahe Regatten und eine für küstenferne Regatten gibt.
Unter den 54 Artikeln finden sich neben Sonnencreme und Wund- und Heilsalben auch ziemlich starke Schmerzmittel, Antibiotika und Ausstattung zum Nähen von Wunden, optional auch ein Kit zum Füllen von Zähnen (wie es Bernard Stamm auch schon in der Vendée Globe benutzt hat (siehe oben).
Die ganze Ausstattung kostet ca 400-500€ und da ein guter Teil der Medikamente verschreibungspflichtig ist müssen jedes Jahr ca. 1/4 der Sachen erneuert werden.
Mein Medi Kit ist nach den verschiedenen “Bereichen” (Trauma,Verbrennungen,Antibiotika&Schmerzmittel,etc.) in farbigen sog. Modultaschen sortiert damit ich auch bei Hektik schnell die richtigen Dinge griffbereit habe.
Wen’s interessiert, die vorgeschriebene Ausstattung der Bordapotheke findet sich
hier.
Und für alle deren medizinischer Wortschatz ähnlich schlecht wie meiner ist gibt’s hier meine Variante mit den entsprechenden deutschen Bezeichnungen.
Jedem Mini 6.50 wird von der Klassenvereingung Classe Mini eine Bootsnummer zugeteilt die das Boot sein ganzes “Bootsleben” lang behält.
Das ist allerdings erst seit ca. 1995 so. Vorher wurden die Bootsnummern immer für jedes Transat neu vergeben.
Momentan ist die höchste vergebene Baunummer für einen Neubau die 864 für ein Serienboot vom Typ RG6.50. Nachschauen kann man die Nummern für alle registrierten Boote hier.
Die Bootsnummer muss auf dem Rumpf, dem Großsegel und Vorsegel getragen werden (siehe die mit XXX markierten Stellen auf dem Bild).
Die Nummern sind üblich bei Offshore-Klassen damit bei Rettungsaktionen die Boote vom Flugzeug oder Helikopter aus eindeutig zu identifizieren sind. Aus dem Grund muss die Bootsnummer auch in Kontrastfarbe auf das Deck gemalt sein.
Meine Bootsnummer ist die 732, seit diesem Jahr im neuen Design:
Heutzutage fahren alle Minis eine mehr oder weniger ähnliche Segelgarderobe zu der auch eine Code Zero (von den Franzosen historisch Gennacker “Genak” genannt) gehört die wir am Wind einsetzen.
Die Faustregel für Minis ist dass die Code 0 (übrigens eine FR0 für die Kenner) ungefähr die Größe des Großsegels (also ca. 30qm) hat und auf einer Rollanlage gefahren wird.
Ein Problem von Rollsegeln ist aber dass diese dazu neigen sich selbst zu entrollen. Das ist besonders nach dem ersten Setzen ein Problem weil dann keine Schoten rumgewickelt sind.
Die Minisegler haben dafür eine einfache Lösung gefunden: Klettband (Velcro)
Es wird vom Segelmacher am Schothorn auf der einen Seite in 2-3 horizontalen Streifen, auf der anderen Seite des Segels in 1-2 senkrechten Streifen auf das Segel genäht.
Wenn man das Segel birgt und einrollt wird dann das Segel quasi an sich selbst geklettet und das hält erstaunlich gut: selbst bei Welle oder einem strammen Am-Wind Kurs entrollt es sich nicht selbst.
Zum Entrollen wird dann einfach die Schot fest geholt und schon gibt das Klettband nach.