Mini Fastnet 2015

Mast-Kontrolle und -SelfieIm Juni stand das für mich erste Mini-Rennen dieses Jahres an: Das Mini Fastnet.
Da ich wegen Problemen mit der Verbindungsstange zwischen den Ruderblättern das Mini en Mai nicht mitfahren konnte wurde die Teilnahme am Mini Fastnet noch ein wenig wichtiger: Es würde das letzte Fehlende Rennen zu meiner Transat-Qualifikation sein.

Die Tage vor dem Rennen verliefen recht entspannt. Das Boot war vorbereitet und so arbeiteten mein Mitsegler Björn Freels und ich an der Navigation und erledigten “nice to have” Dinge an Bord.
Am Samstag den 13. Juni wurde in der Bucht von Douarnenez dann ein Prolog mit zwei Runden auf einem Dreieckskurs gesegelt bei dem wir uns an einander gewöhnen konnten, immerhin war es fast zwei Jahre her seit wir das letzte Mal zusammen gesegelt waren. Ein 10. Platz im Prolog machte Lust auf mehr.

Der Start zum eigentlichen Rennen war dann am Sonntag den 14.6. um 16 Uhr. Bei Wind um die 10kn kamen wir einigermaßen gut über die Linie, trauten uns dann aber nicht den extremen Schlag nach rechts zu machen und hielten uns eher in der Mitte wodurch wir direkt in der 2. Hälfte des Feldes lagen.
Bei der Ansteuerung und Durchquerung des Chenal du Four unterlief uns dann ein fataler Fehler. Unser Roadbook besagte dass wir bereits mitlaufenden Strom haben sollten weshalb wir die Buchten am Anfang nicht so konsequent aussegelten wie viele andere und wurden noch einige Plätze nach hinten durchgereicht.
Bei Sonnenuntergang waren wir aus dem Chenal heraus und segelten als fast lee-wärtigstes Boot der Flotte am Wind durch die Nacht. Der Wind schwankte in der Stärke, blieb aber eigentlich immer um die 10kn und wir hangelten uns durch etwas mehr Höhe wieder an das Feld heran. Andy&Craig (587) und Becky&Hester (807) waren beide nur 0.3sm weg von uns, da fühlten wir uns in guter Gesellschaft.
Am Wind ging der Montag weiter bis nachmittags der Wind für einige Stunden einschlief und wir mitten auf dem Ärmelkanal trieben. Glücklicherweise wurde die noch recht kompakte Flotte von “Ushant Traffic” der Berufsschifffahrt mitgeteilt die einen großen Bogen um uns fuhren.

(c)  Simon Jourdain

(c) Simon Jourdain

Im Morgengrauen am Dienstag kamen wir schließlich an Land’s End an – immer noch am Wind – wo wir das Verkehrstrennungsgebiet (VTG) umfahren mussten. Hier unterlief mir und Björn ein zweiter fataler Fehler: wir wollten uns eigentlich recht nah am Longships Lighthouse halten um einen möglich guten Winkel zur nördlichen Ecke des VTG zu haben doch mein Wegepunkt der eigentlich direkt vor dem Leuchtturm liegen sollte lag viel weiter westlich. Dadurch segelten wir von der Flotte weg und als dann morgens der Wind einschlief und sehr flau aus Süd zurückkam hatten wir die deutlich schlechtere Position und mussten einige Schiffe davon ziehen lassen. Es würde noch gefühlt den ganzen Tag dauern bis wir endlich vor dem Wind kreuzend das VTG hinter uns lassen und mit der Code Zero Kurs auf die irische Küste nehmen können.

In der Nacht zu Mittwoch segeln wir nur noch mit einem Boot in Sichtweite, das Feld hat sich stark auseinander gezogen und aufgefächert. Zudem steht die Frage an ob man mit damit rechnet die angekündigte Kaltfront noch auf dem Weg zu “Stags” (einer Kardinaltonne vor der irischen Küste) zu bekommen oder nicht. Daraus ergäbe sich nämlich ein Winddreher den man entsprechend ausfahren könnte.
Wir entscheiden uns für den konservativen Ansatz und halten uns recht nah an der Linie und begegnen bei der Kreuz kurz vor Stags noch 4 anderen Booten. Der Wind hat auf 18-23kn zugenommen und bei starkem Tidenstrom und einer kurzen Welle ist unsere Am-Wind-Speed nicht so berauschend. Am Ende müssen wir 3 der 4 Boote durchlassen und runden Stags am Donnerstag Nachmittag.
Fastnet RockNun stehen noch einige Stunden Kreuz an bevor wir endlich gegen ca. 22:30 Uhr den beeindruckend im Abendrot leuchtenden Fastnet Rock runden.
Kaum frei von den Felsen setzen wir die Code5 um an der westlichen Seite des Fastnet VTG vorbeizufahren und genießen traumhafte 20 Minuten lang eine Speed von 9kn, in den Surfs 13.
Schnell ist das VTG vorbei und wir wechseln auf den großen Spi um Richtung Ouessant abzufallen. Auch mit großem Spi bleiben wir bei einem Schnitt von 8kn und freuen uns auf eine schnelle Nacht doch bereits 20 Minuten später nimmt der Wind auf 6-8kn ab und die Rauschefahrt ist vorbei. Zudem dreht der Wind auf NW so daß wir ihn nun auch noch von exakt hinten haben: also vor dem Wind kreuzen.

Der Donnerstag und Freitag sind zum verwechseln ähnlich: bei strahlendem Sonnenschein mit leichter lockerer Bewölkung schwankt der Wind zwischen 4 und 12kn, kommt direkt von hinten und die beeindruckende Welle macht es schwierig einen guten Trimm zu finden bei dem der Spi steht und wir möglichst schnell in Richtung Ziel fahren.

teamca-dockingAm Samstag morgen schließlich, um 06:28 Uhr überqueren wir schließlich die Ziellinie vor Douarnenez.
Um die ca. 600sm lange Strecke zu schaffen sind wir am Ende 714sm gesegelt.
Im Ziel stellt sich heraus dass es ein “the rich get richer”-Rennen war: je früher man um den Fastnet Rock herum kam desto länger hatte man die Downwind-Strecke mit viel Druck und umso weniger flaue Winde. Andy&Craig (zur Erinnerung, im Ärmelkanal 0.3sm vor uns, bei Land’s End 0.8sm vor uns) waren am Freitag um 16 Uhr im Ziel, 14h vor uns!

Mit dem Wissen dass da eigentlich ein wenig mehr drin gewesen wäre ziehen Björn und ich aber ein versöhnliches Fazit unter dieses Rennen: wir hatten sehr schönes Segelwetter (wann hat man schonmal die Gelegenheit 2 1/2 Tage lang den großen Spi stehen zu lassen!?) und unsere Speed war im großen und ganzen auch ok. An Bord gab es kein einziges noch so kleines Problem, bis auf drei Leckende Schrauben und die Mastdurchführung gibt es nichts gravierendes an Bord zu tun.

Das Boot geht jetzt in die Werft für ein neues Unterwasserschiff und einige kosmetische Reparaturen. Dann wird die Elektrik noch ein wenig überarbeitet damit das Boot bereit ist für das große Rennen im September: das Mini Transat!

Mini en Mai: Kurzschluss?

So, gut eine Woche ist seit meinem Abbruch des “Mini en Mai” vergangen, Zeit mal aufzuschreiben wie es so lief.

Die Tage vor dem Rennen liefen gut und ich hatte Zeit selbst Kleinigkeiten auf meiner ToDo-Liste abzuarbeiten und mir ein detailliertes Roadbook zu erarbeiten. Jene Tage hatten wir 25 Grad, strahlenden Sonnenschein und jeden Tag eine laue Brise, bestes Segelwetter.
Doch die Wettervorhersage verhieß wenig gutes, nach dem Start am Dienstag würde am Donnerstag ein Tief in die Biskaya ziehen an deren Süd- und Ostseite Winde von 35-40 Knoten (ca. 74km/h) zu erwarten wären. Da die Bahn des Tiefs sich jedoch je nach Wettermodell stark unterschied war es schwierig diesem Wetter aus dem Weg zu gehen.

Beim finalen Briefing am Dienstagmorgen wurde zunächst einmal der Start verschoben und unser Briefing von 8:30 auf 10:30 Uhr vertagt. Um 10:30 Uhr gab es dann sechs (!) neue Routenvorschläge sowie eine erste Strecke.
Der Plan war, nach einem Rundkurs in der Bucht von La Trinité die Bucht durch die Ausfahrt südlich der Île de Quiberon zu verlassen, dann die Südliche Kardinaltonne “Jumelles de Glénans” (in ca. 30sm Entfernung) zu runden und dann ein Gate an der Nordostküste der Belle-Île zu durchfahren. Bei diesem Gate würde uns dann der weitere Rennverlauf angesagt werden.
Der Start wurde auf kurz nach 14 Uhr festgelegt.

Ich lief zeitig aus um draussen noch ein Gefühl für den Wind zu bekommen, musste aber erstmal feststellen dass bei meinem Kiel das Wasser knöcheltief stand: der Wasserkanister war ausgelaufen! Da ich das Wasser für die geplanten 4-5 Tage Rennen brauchen würde sammelte ich das Wasser mit dem Ösfass ein und füllte den Container wieder auf, dann musste ich auch schon umdrehen und zum Start fahren.

Beim Start erwischte ich zwar einen Platz in der 1. Reihe, war aber zu früh dran und musste weit vom Startschiff wegfahren. Die Startkreuz lief dann nicht ganz wie geplant als meine Fockschot sich unter den Wanten verfing und ich so eine Wende massiv vergeigte. Ausserdem blockierte mein Backstag immer wieder und behinderte mich bei den Wenden.
Als wir bei der Luvtonne zufuhren war mir der Windwinkel irgendwie nicht geheuer und ich entschied mich für den ungerefften mittleren Spi (65qm) anstelle des großen (80qm) was sich als totaler Fehler herausstellte. Wir mussten absolute Tiefe fahren und ich verlor 1sm auf die führenden Boote.
Beim anschließenden erneuten Am-Wind-Gang fuhr ich zu viel Höhe, konnte aber trotzdem ein wenig aufholen und mich im Mittelfeld einreihen.
Als es durch die Passage de la Teignouse ging war ich allerdings überhaupt nicht bei der Sache und fuhr gedankenverloren mitten in den Bereich des stärksten Stroms und verlor prompt 7 Plätze und ging als vorletzter um die Tonne “Goue vas Sud”.

Nun war Vor-dem-Wind Segeln angesagt doch bei dem knappen Knoten Wind wollte der Spi nicht so recht stehen. Erst als ich meine 2mm Dyneema extrem-Leichtwind-“Schot” angebändselt hatte lief es und wir fuhren mit 2 Knoten in die Nacht. Gegen Mitternacht nahm der Wind zu und ich konnte mit dem großen Spi bei bis zu 9 Knoten zur Tonne fahren. Bei einer Halse blockierte das Backstag erneut (die Leine war im Block neben die Scheibe gerutscht und hatte sich dann im Lager verklemmt) und zwar so dass ich es nicht mehr herausbekam. Kurzerhand bastelte ich einen neuen Backstagblock aus Dyneema und einem Antal-Ring und konnte – wenn auch eingeschränkt – den Mast stabilisieren.

Lashing als Ersatz für den Backstag-Block

Lashing als Ersatz für den Backstag-Block

Mit dem großen Spi war ich schon recht nah an der Grenze und einige Male ging ein Ruck durch das ganze Schiff als der Spi einfiel nur um sich danach mit einem Mal wieder zu füllen, doch das Boot lief gut und wir surften die Wellen hinab.
Dieser Teil des Rennes lief recht gut und während ich 9 Boote überholte konnte ich auch den Abstand zur Spitze um 1.5sm verkürzen.
Bei der ersten Morgendämmerung ging ich um die Tonne bei den Glénans, der Wind nahm auf 20 Knoten zu und stieg langsam. Bei einer Welle von 1.5m kämpften wir uns am Wind gegenan doch schon wie beim Pornichet Select bekam ich das Boot nicht richtig getrimmt und musste zwei Boote vorbei lassen.

Als es hell war machte ich dann einen kurzen Check des Bootes und stellte fest dass der Sicherungssplint vom Bolzen des Oberwants fehlte. Nicht gut! Schnell wendete ich um das Want zu entlasten und einen neuen Splint einzusetzen. Während der Bug durch den Wind geht sehe ich aus dem Augenwinkel noch etwas aus dem Mast fallen und ins Wasser fallen. Sofort nachdem ich den Splint gewechselt habe kontrolliere ich so gut es geht den Mast doch kann nichts feststellen.

Ich höre noch einen Wetterbericht ab, dann beschließe ich in Küstennähe zu fahren um ggf. bei weniger Welle den Mast kontrollieren zu können doch bei den nunmehr 25 Knoten ist eigentlich klar dass ich das Rennen aufgeben werde.

Wie durch glückliche Fügung kann ich direkt Lorient auf einem Bug anliegen (d.h. ich muss nicht nochmal wenden) und stelle mir immer wieder die Frage: Ist das jetzt eine Kurzschlussreaktion?
Ich habe ein defektes Backstag, ja. Die Feinjustierung des Backstags funktioniert mit meinem Provisorium nicht doch das ist schon ok. Was mich aber wurmt ist der Gegenstand der aus dem Mast gefallen ist. War es vielleicht doch ein Teil der Saling?
Ich laufe schließlich in Lorient ein und gebe das Rennen auf.

Am nächsten Tag ziehe ich den Mast und bringe ihn zum Mastenbauer. Der schaut sich den Mast an und nickt sofort wissend “Ja, war richtig aufzugeben”. Ich bin verdutzt denn er steht am Topp und mein Schaden am Backstag war doch am unteren Ende. Doch er zeigt mir dass das Fitting mit dem das Backstag am Mast gehalten wird verbogen ist und bereits einen Riss aufweist.

Dadurch das ich das Mini en Mai nicht beendet habe fehlt mir ein 500sm Rennen und ich habe momentan meine Qualifikation für das Azorenrennen nicht in der Tasche.
Nach Rücksprache mit meinem Chef konnte ich aber nun für das Mini Fastnet melden bei dem mich Björn Freels als Co-Skipper unterstützen wird.
Vorher muss auch noch der 1000sm Qualifier gesegelt werden, es gab also eine Menge zu organisieren.
Ende nächster Woche werde ich zu meinem Qualifier aufbrechen und dann am 22. Juni das Fastnet segeln.

fehlendes Topplicht

fehlendes Topplicht

Ach so: der Gegenstand der aus dem Topp gefallen ist hat sich auch gefunden: die Abdeckung des Topplichts hatte sich selbständig gemacht. An der Halterung hingen noch brüchige Stücke Plastik, ich nehme an dass die UV-Strahlung das erledigt hat. Interessant aber dass die Birne in ihrer Fassung blieb (siehe Foto).

Mini en Mai: Startverschiebung

Da sich die Bahn des Tiefs welches am Donnerstag die Biskaya treffen soll noch immer nicht genau vorhersagen lässt wurde der Start verschoben, das nächste Briefing gibt es um 10:30 Uhr wo uns der neue Kurs und die Startzeit verraten werden soll.

Beim Frontendurchgang wird nach neuer Vorhersage ein Wind von konstanten 35 Knoten mit Böen bis zu 45 Knoten vorausgesagt, die Zurückhaltung der Regattaleitung ist also allemal angebracht.

Schauen wir mal was sich in den nächsten Stunden ergibt.

Mini en Mai: Eine Frage des Kurses

Nach vier Tagen intensiver Bootsvorbereitung, Sicherheitskontrollen, usw. stand für heute Abend das lang ersehnte Briefing an bei dem wir endlich erfahren sollten welcher Kurs gesegelt wird.

Ich hatte die Optionen 1 und 2 recht intensiv vorbereitet und mir ein ca. 20-seitiges Roadbook mit Kartenausschnitten, Tidenberechnungen, Kursen, Wegpunkten, etc. angelegt.
Die Wetterberichte sagen recht instabiles Wetter die nächsten Tage voraus, insbesondere Mittwoch Abend auf Höhe Brest und anschließend im Golf de Gascogne ist mit Starkwind zu rechnen. Je nach Wettermodell unterschieden sich die Vorhersagen zwischen 25 und 35 Knoten, teilweise wurden 40er Bören vorausgesagt.

Im Briefing dann die Überraschung: es wird eine Option 4 überlegt die uns aus dem gröbsten heraushalten und eher in Küstennähe halten wird. Dieser Kurs steht jedoch auch noch nicht definitiv fest sondern wird uns im Briefing morgen früh um 08:30 Uhr mitgeteilt. Um 9 Uhr ist dann schon ablegen angesagt, das wird also zeitlich ganz spannend.

Wenn ich mich jetzt so auf dem Parkplatz vor der SNT umschaue dann sehe ich einige Leute die mit Seekarten und Laptops in ihren Bussen sitzen und die nächste Route vorbereiten, auch das charakteristische Piepen der GPS-Geräte ertönt aus den Booten wo noch manuell Wegepunkte eingehackt werden.

Leider steht auch die Adresse unter der das Tracking verfügbar sein wird noch nicht fest daher empfehle ich, sich über die Twitter-Seite des Rennens https://twitter.com/minienmai bzw. @minienmai auf dem Laufenden zu halten.

Ansonsten gibt’s auch Infos unter http://www.snt-voile.org/vie-du-club/actualites/251-la-mini-en-mai-c-est-maintenant.html

Hier gibt’s u.U. während des Rennens wieder einen Rennkommentar von Björn, ansonsten natürlich einen ausführlichen Bericht nach dem Rennen (Zieldurchfahrt sollte am Freitag Abend oder Samstag sein).